Objektbeschreibung

Mit roten Stoffbahnen, gespannt in den Fensterbögen des kirchlichen Kreuzgangs der Stiftskirche Kyllburg, schafft Marie Senftleben-Gudrich in ihrer Arbeit ‚Natur — Kultur‘ einen gewollten Kontrast.
Der historische Raum tritt in eine stille Zwiesprache mit der signalstarken, roten Farbe des Tuchs, welches die Zwischenräume des Gemäuers betont und als Leerstellen sichtbar werden lässt.
Auch in ihrer zweiten Arbeit ‚Natur — Kultur‘ tritt die Farbe Rot als zentrales Element auf, dieses Mal als Füllstoff einer alternden Mauer am Wegesrand. Und wiederum lässt das Material die Zwischenräume im Bauwerk, als Sinnbild des Wandels, erkennbar werden.
Marie Senftleben-Gudrich stellt in beiden Arbeiten die Frage nach Vergangenem und Gegenwärtigem, danach was einst war und was heute bleibt. In ihrer ästhetischen Intervention macht sie räumliche und zeitliche Grenzen erfahrbar und thematisiert zugleich deren Auflösung im Wandel der Zeit. Die rote Farbe des Tuchs durchdringt, einer Lebensader gleich, die alten Gemäuer und verleiht diesen eine neue Lebendigkeit. Senftleben-Gudrichs Arbeiten dienen damit nicht allein der bloßen Sichtbarmachung, sondern führen das Alte zugleich einer neuen Sinnhaftigkeit zu. So regt die Künstlerin nicht zuletzt auch zur Reflexion über den eigenen Umgang mit der Natur und der Kulturgeschichte an.

Künstlerportrait

Ihr Lebensweg führte Marie Senftleben-Gudrich über eine erste Ausbildung zur Goldschmiedin, ein Kunststudium in Schweden und England und viele weitere Auslandsaufenthalte auch zur Psychotherapie. Ihren Hintergrund als Familien- und systemische Therapeutin verbindet sie heute mit ihrer Leidenschaft für die Keramik und die Kunst. Seit 2017 ist sie als erste Vorsitzende und Geschäftsführerin des again speicher e.V. eine der treibenden Kräfte hinter dem jungen Kulturverein in der Verbandsgemeinde Speicher.

Marie Senftleben-Gudrich fasziniert das Wesen der Dinge, ihre Geschichte und der ästhetische Reiz des Materials. In ihren Werken verarbeitet sie häufig Gefundenes und Gesammeltes in experimentierfreudigen Materialkombinationen. Über die ungewohnte Inszenierung von Strukturen und Formen führt sie Vorhandenes neuen Zusammenhängen und Bedeutungsebenen zu. Das Verhältnis von Natur und Kultur ist eines der zentralen Themen ihrer künstlerischen Arbeit.
In der Auseinandersetzung mit Aspekten des Wandels und der Vergänglichkeit stellt sie die Frage nach dem bewussten Umgang mit Ressourcen und unserer Kulturgeschichte.