Dirk Schellekens, ©Liesbet Peremans

Dirk Schellekens

©Foto: Liesbet Peremans

Einleitung

Schellekens arbeitet mit unterschiedlichen Medien wie Mischmedien, Performance, Skulptur, Zeichnung, Installation und Druckgrafik und interessiert sich für die Entscheidungen, die wir treffen, die Ergebnisse und die Formbarkeit von Glück und Identität. Seine Arbeit ist oft eine Mischung aus Poesie, Surrealismus, Humor und Absurdismus.

In seinen jüngsten Projekten sind Transformation und Zeitlichkeit Schlüsselwörter. Schellekens testet laufend, wie die Grenzen zwischen Kunst und Öffentlichkeit verschwinden können. Er macht oft Werke, die nur durch die Interaktion des Betrachters sichtbar oder greifbar sind, wie „Change Days While Memory Is Gone“, wo er den verdichteten, ausgeatmeten Atem der Besucher als Leinwand verwendet, um seine Arbeiten zu projizieren. Auch „I am still here“, ein In-situ-Kunstwerk für die Kunstroute Kyllburg, braucht die Mitarbeit des Betrachters, um vollständig zu existieren. Schellekens zielt darauf ab, Kunst in das tägliche Leben zu fließen zu lassen, uns mit Reflexion, Pause, Zweifel und Neugier zu nähren. Er präsentiert oft eine messerscharfe Beobachtung, gehüllt in subtile Schichten von Humor.

Intendant Jan Moeyaert über Schellekens während des WatouArts Festivals:

„Die Kunstpraxis von Schellekens tritt in einen direkten Dialog mit unserer Gesellschaft. Es geht oft in direkte Konfrontation mit der Öffentlichkeit, provoziert und lädt sie ein, Teil des künstlerischen Ausdrucks zu sein, der oft nur durch die Anwesenheit des Betrachters existieren kann. Er aktiviert die Öffentlichkeit und betont die Idee ‘Kunst für alle’, ohne jedoch den Fokus auf die künstlerische Qualität zu verlieren. Seine Werke laden dazu ein, akzeptierte Realitäten so zu reflektieren und in Frage zu stellen, dass ihr Kunstwerk stark mit der menschlichen Natur und Gesellschaft verbunden ist. Seine Werke und Performances sind gleichzeitig ikonisch und in soziale Netzwerke eingebettet. Sie beziehen sich auf uns alle.“

Schellekens (*1974) lebt und arbeitet in Boechoutand Antwerpen, Belgien

I Am Still Here (2021)

Zusammenfassung

„I Am Still Here“ ist ein poetischer und interaktiver Eingriff in der Natur und besteht aus zwei Flächen, die die Blick des Betrachters blockieren. Jede Fläche ist jedoch eine fotografische Kopie der Landschaft, die normalerweise zu sehen ist, wenn die Fläche nicht vorhanden ist, die Fotografie erscheint jedoch als Negativbild. Auf jedem Bild ist der Künstler irgendwo präsent.

Mit moderner Technologie können Sie mithilfe Ihres Smartphones die positive (normale) Ansicht der Fläche entdecken. Wenn Sie an der richtigen Stelle stehen und den richtigen Winkel finden, fügt sich das Bild perfekt in die Landschaft ein.

Konzept

Mit dieser interaktiven Installation zeichnet Schellekens Zeit und Fragilität, Transformation und Strenge auf. Er schafft eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen der gezeigten Landschaft und ihrer Darstellung. In dem Bestreben, das Lesen des Bildes zu verlangsamen und auf die zerbrechliche Transformation aufmerksam zu machen, durchlaufen die Landschaft und ihre Bewohner jede Stunde, jeden Tag, jede Jahreszeit, jede Ära, …

Ein Kunstwerk ist für Schellekens kein flüchtiges und konsumierbares Bild, sondern etwas, das Zeit braucht. Es spiegelt insbesondere im Zusammenhang mit der Pandemie unseren Umgang mit stillstehender oder langsamer werdender Zeit wider. In „I Am Still Here“ übersetzt Schellekens die Flüchtigkeit eines Fotos einer sich ständig verändernden Landschaft in einen zeitaufwändigeren Prozess, bei dem Sie sich das Bild wie in den alten analogen Tagen mithilfe moderner Technologie „entwickeln“.

Das Negativ war früher die Zwischenstufe des endgültigen Bildes. In dieser Arbeit ist das Negativ eine Metapher für die Zwischen- und Feinstufen, in der die Natur und die Menschen Tag für Tag leben. Es ist eine Phase, in der die Zeit eine große Rolle spielt.

Viele Menschen haben das Gefühl, dass sich unsere Beziehung zur Zeit in einer Krise befindet. Technologische Entwicklungen fragmentieren unser Zeitgefühl, was einigen von uns das Gefühl gibt, immer einen Schritt hinterher zu sein.

Das Bild ist eine Momentaufnahme, die an einem bestimmten Tag in den turbulenten Zeiten aufgenommen wurde, in denen wir heute leben. Die Anwesenheit des Künstlers auf dem Bild repräsentiert die Unbeständigkeit von uns allen gegenüber Veränderungen und Zeit. Auf den ersten Blick scheint sich diese Landschaft in den letzten und kommenden Jahren nicht viel zu verändern, aber im Lichte der Geschichte scheint auch die raueste Natur viel gebrechlicher zu sein, als man sich vorstellen kann.