Fair

Koosje Schmeddes‘ Arbeiten sind oft vielfältig interpretierbar, und als Betrachter ist man hin- und hergerissen zwischen Humor und Ernsthaftigkeit. Durch die Kombination von Objekten, die sich auf Glauben und Leben beziehen, lassen sich das Werk und sogar der Titel „Fair“ ebenso vielfältig interpretieren wie Glaube und Leben selbst. Koosje Schmeddes‘ Ausgangspunkt ist ein formaler Ansatz: Sie betrachtet den umgedrehten Fez als Spiegelbild einer Torte und stellt ihn als Gegenform in einer Kapelle gegenüber, sodass beide Objekte plötzlich einen göttlichen Status zu erlangen scheinen. Die Wahrnehmung hängt oft vom Zeitgeist und verschiedenen kulturellen Einflüssen ab. So war der Fez beispielsweise im 19. Jahrhundert im Osmanischen Reich eine obligatorische Kopfbedeckung, bis er nach dem Zusammenbruch desselben Reiches im frühen 20. Jahrhundert vom ersten Präsidenten der Türkei als nicht mehr zeitgemäß genug verboten wurde. Auf den ersten Blick wirkt dieses Werk aufgrund der vielen katholischen Einflüsse im dortigen Straßenbild in Kyllburg vertraut, verweist aber zugleich auf einen Kulturkonflikt bzw. schlicht auf unsere multikulturelle Gesellschaft mit Einflüssen aus Nord, Ost, Süd und West. Im Raum schwebt eine archetypische, häusliche, verlassene Szene, die von seidenen Fäden gehalten wird. Eine ruhige, aufgeladene Atmosphäre liegt in der Luft. Man sieht einen eingefrorenen Moment des ununterbrochenen Übergangs in der Zeit. Dieses Werk betont die Suche nach Gleichgewicht, wie in einer Schleife, immer wieder. Der Blick durch das Fenster auf den bewohnten Bereich auf der anderen Seite des Hügels verstärkt die intime und häusliche Atmosphäre, die dieses Werk hervorruft. Diese Atmosphäre steht im Widerspruch zur Bedrohung, die das Werk gleichzeitig ausstrahlt. Mit diesem poetischen Bild erzeugt Schmeddes ein universell nachvollziehbares Gefühl und konfrontiert den Betrachter mit Hoffnung und Verzweiflung.

Koosje Schmeddes (geb. 1978 in Haarlem, Niederlande) schafft Situationen, die die Passivität des Betrachters stören. Schmeddes verwendet zufällige und scheinbar willkürliche Situationen oder Bilder, aus denen Assemblagen, Skulpturen und Arbeiten auf Papier entstehen. Schmeddes‘ Werke hinterlassen den Betrachter verwirrt und erfüllen ihn mit einer Mischung widersprüchlicher Gefühle und Gedanken. Ihre Werke täuschen den Betrachter oft, indem sie Verwirrung stiften. Ihre Kunstwerke offenbaren subtile Details seltsamer, exzentrischer und humorvoller Elemente. Durch das Experimentieren mit aleatorischen Prozessen möchte sie den Betrachter als eine Art ergänzende Komponente der Kunst einbeziehen. Die Kombination unabhängiger Aspekte führt zu überraschenden Analogien. Koosje Schmeddes lebt und arbeitet derzeit in Antwerpen.